Was macht man, wenn man eigentlich bei der besten Freundin sein und mit ihr gemeinsam Geburtstags-frühstücken wollte? Und nicht kann, weil der Sohn in einen Autounfall verwickelt war, bei dem glücklichweise wenig passiert ist, der aber dennoch die ganze Familie ziemlich mitgenommen hat? Richtig, man schreibt kurz entschlossen einen Geburtstagspost. Geht los.
S. ist meine älteste (=längste) Freundin, wir kennen uns seit der zweiten Klasse. Lange waren wir Schulfreundinnen, eingebunden in einer Clique von Mädels. Wann unsere Freundschaft intensiver wurde, weiß ich gar nicht mehr ganz genau. Vielleicht so ab der neunten, zehnten Klasse? Keine Ahnung. Ich erinnere, dass wir in der 11. und 12. Klasse nebeneinander gesessen haben, zusammen Mathe geübt haben, bis es rauchte (sie mit mir!), wir in Prag ein verrücktes Silvester hatten und nach dem Abi vier Wochen durch Spanien und Portugal per Interail gefahren sind (kennt das noch Einer??). Studiert haben wir in unterschiedlichen Städten und haben doch immer Kontakt gehalten. Seitdem wir beide eine Familie haben, legen wir regelmäßig – so ein, zwei Mal im Jahr – Ehemann- und Kinderfreie Wochenenden ein. Das sind ganz herrliche Alltagsinseln, wo wir uns in ein Hotel verziehen, lecker essen (ganz wichtig), Kraft tanken. Wo wir viel quatschen, es genießen, dass mal keiner was will und wir nüscht aber auch gar nüscht machen müssen, sondern einfach uns und das Leben genießen können.
Wir leben in verschiedenen Städten, deshalb sehen wir uns leider nicht soo häufig. Irgendwie braucht es das aber auch gar nicht, um unsere Freundschaft am Laufen zu halten. Denn auch, wenn wir uns mal paar Wochen nicht gesehen oder gehört haben, isses beim nächsten Wiedersehen wie immer: Eine große Vertrautheit, Verbundenheit und Nähe wie man sie nur mit Menschen hat, die man eben schon fast ein ganzes Leben kennt. Das ist ein Geschenk, denke ich nach solchen Treffen sehr oft. Dabei genießen wir nicht nur das Schöne, wir stehen und standen uns selbstverständlich auch in den Sch…Phasen bei, die es in unser beider Leben ausreichend gab.
Ich bin mir sicher, dass sie weiß: Wenn irgendwas passieren würde und sie anriefe, ich würde sofort ins Auto springen und zu ihr fahren. Umgekehrt ist es genauso. Deshalb sind wir inzwischen auch Patinnen für unsere Kinder. Und das Tolle: Dieses Romantik-Gedödel, mit “Für-immer-und-ewig-beste-Freundinnen-sein”, das brauchen wir gar nicht. Denn irgendwie haben wir – vermutlich aufgrund der verdammt langen Zeit, die wir uns kennen – 36 Jahre! – so eine ganz spezielle Verbindung. Die ist so stark, dass ich auf Kreta im Urlaub bin und ganz klar und verrückt deutlich von der Entbindung ihres 3. Kindes träume, beim Aufwachen richtig neben mir stehe, ihr eine Nachricht schreibe…. Und zwei Stunden später kriege ich die SMS, dass sie in dieser Nacht entbunden hat. So passiert im Oktober vor zwei Jahren. Gänsehautmoment.
Und weil ich nun heute nicht bei ihr bin, schreib ich einfach mal für sie und für Euch auf, was ich an ihr mag. Denn ich finde, das kann man ruhig auch mal seiner besten Freundin schreiben. Wir sollten uns ja sowieso viel mehr Komplimente machen und schöne Dinge sagen. Nicht nur am Geburtstag.
10 Dinge, die ich an S. mag:
- Sie ist einer der stärksten und positivsten Menschen, den ich kenne. Das Glas ist bei ihr immer halbvoll.
- Sie liebt das Leben und die Liebe und das ist großartig.
- Sie ist eine tolle, hingebungsvolle und inzwischen 🙂 echt entspannte Mutter.
- Sie ist eine großartige Ärztin, die einen Job wuppt, den ich nie machen könnte. Und die das auch mit drei Kindern schaffen wird, jawoll ja!
- Sie hat ein großes Herz und gibt gern – egal, ob für die Natur in Kanada, Freunde, Familie oder ihre Patienten.
- Mit ihr kann ich ganz wunderbar das Leben genießen, vertrödeln und im Augenblick sein.
- Das mit dem Geschenke-Einpacken – das klappt inzwischen echt toll!! (kleiner Insider)
- Von wegen Nicht-Kreativ-Sein… Sie ist es, siehe Punkt 5.
- Sie akzeptiert meinen Blog-Flitz – und freut sich ehrlich, wenn es mir Freude bringt. Und das, obwohl sie mit diesem Online-Zeug nix am Hut hat und sich nicht die Bohne dafür interessiert.
- Ich weiß, dass ich mich immer auf sie verlassen kann.
Ich denke heute doll an sie. Happy Birthday, S.-Schatz!!
Habt Ihr mit Eurer besten Freundin auch schon mal so einen verrückten Seelenverwandschafts-Moment erlebt?? Und: Geht das auch eigentlich auch mit besten Freunden = Männern?? Ernst gemeinte Frage. Freu mich wie immer über Eure Kommentare.
Wünsche Euch einen prima Tag. LG Anja
Liebe Anja,
das hast Du großartig geschrieben! Ja, solch eine Freundin ist ein wahres Geschenk! Mit meiner liebsten Freundin, die genau so heißt (S.) , mache ich auch regelmäßig solche schönen Auszeiten. Wir kennen uns zwar erst seit 25 Jahren, aber wohnen auch in verschiedenen Städten und die Freundschaft lässt nie nach, auch bei hin und wieder längerer Funkstille.
Liebe Grüße!
Anette
Liebe Annett,
mit urlaubsbedingter Verspätung lieben Dank für Deinen Kommentar. War erst diese Woche wieder bei meiner “S.” und habe die Vertrautheit genossen, dass ich bei ihr auch mal schlecht drauf sein und mal richtig heulen kann. Und danach gings gleich schon wieder viel besser. 🙂
Wünsch’ Dir einen hoffentlich sonnigen Sonntag. Herzliche Grüße von Anja