(Werbung / Presseeinladung*) Es wird Zeit! Ildikó von Kürthy hat ein neues Buch geschrieben und ich war kurzem eingeladen zur Buch-Preview in Hamburg. Zusammen mit elf Bloggerkolleginnen habe ich mir das neue Gebäude des Rowohlt-Verlages angeschaut, viel über den Entstehungsprozess eines Buches lernen dürfen, zusammen mit der Autorin gekocht und dabei verblüffend viel über den Hintergrund von “Es wird Zeit” erfahren. Es waren anderthalb lustige, bewegende, lehrreiche und intensive Tage, deshalb habe jetzt ewig überlegt wie ich a) anfange und b) warum das für mich so intensiv war.
Ein Buch über die großen Lebensfragen
Tja nun – der Anfang ist wohl deshalb tricky, weil das Thema nah dran ist an mir. An dem, was mich beschäftigt, was viele Frauen um die 40 beschäftigt, wenn ich den Abend in Hamburg und viele Gespräche mit Freundinnen in meinem Alter Revue passieren lasse. Von Kürthy stellt die großen Fragen der Lebensmitte: Wie will ich leben, mit wem will ich leben, was darf rein in mein Leben und was lasse ich gehen? Wer bin ich wirklich – nicht als Ehefrau oder als Mama von… – nee, so als “ich”? Wann schließe ich endlich Frieden mit mir, schaue auf meine positiven Seiten und nicht auf meine vermeintlichen Mankos? Wann nehme ich das Älterwerden als Geschenk und nicht als Kette von Anzeichen des Verfalls? (sic!) Was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein und was brauche ich nicht?
An einigen dieser Fragen ackere ich gerade und beantworte sie teilweise völlig neu. Und zwar mit großer Lebenslust und Zuversicht! Ich hätte ehrlich nie gedacht, dass das so cool sein kann! Echt. Glücklicherweise unterscheidet mich das von der Hauptperson Judith in “Es wird Zeit”.
Denn Judith, fast 50, ist gelangweilt von ihrem Leben und den (faulen) Kompromissen, die sie täglich macht – vor allem in ihrer Ehe. Eine Frau, die sich eingerichtet hat in ihrer Arztgattin-20-Stunden-Job-Komfortzone, die ihre Erfüllung im Fokus auf ihre Kinder gefunden hatte, die nun aus dem Haus sind. Eine Frau, die mehr zurück als nach vorn schaut, für die das Älterwerden eine Bürde ist – eine Serie von Abschieden angefangen bei der Elastizität des Bindegewebes… Als ihre Mutter stirbt, kehrt sie in ihren Heimatort und ihr Elternhaus zurück.
Dort trifft sie ihre alte Freundin wieder und beginnt, in ihrer Vergangenheit und später dann auch in der Gegenwart, aufzuräumen. Nicht ganz so konsequent wie ich mir das gewünscht hätte, doch sie tut es.
Lebensklug, witzig, selbstironisch und sehr persönlich
Das Buch ist voller Lebensklugheit, Witz, Selbstironie (von Kürthy eben) und an manchen Stellen ganz schön traurig. Zutaten, die es braucht, damit mich eine Geschichte fesselt. Verrückt ist, dass ich “Es wird Zeit” vor allem als Geschichte Judiths gelesen habe. Dabei geht es Ildikó von Kürthy vor allem auch um Judiths krebskranke Freundin Anne, wie ich an dem Abend in Hamburg lerne. Es gibt nämlich eine Parallele zum echten Leben der Autorin. Eine von Ildikós engsten Freundinnen, Jutta, hat Pankreas-Krebs. Eine aggressive Krebsart, deren Heilungschancen gering sind. Doch Jutta, allen fuckig-Krebsstatistiken zum Trotz, lebt bis heute. (Kathleen, dieser Satz ist für Dich!) Ildikó hat Jutta das Buch auch gewidmet. Der Deal sei es gewesen, dass Jutta das Erscheinen des Buches erlebt. Als Ildikó das in Hamburg erzählt, ganz offen, nahbar und sehr persönlich, da haben alle einen dicken fetten Kloß im Hals…
Und dann purzeln die individuellen Geschichten, die jede BloggerIn mit dem Buch verbindet. Das ist bewegend und ganz schön starker Tobak für mich: Der olle Krebs hat eben Viele am Wickel, unabhängig von Alter und Lebensweise. Außerdem geht es im Buch um viel mehr als um Gesundheit, es geht um das Leben und um das Älterwerden. Und ja, das ist schon immer mal wieder eine echte Herausforderung.
Danach stoßen wir an: Auf das Buch, das Leben und die Liebe! Und auf Jutta!
…und genießen das miteinander gekochte Drei-Gang-Menü und feiern das Leben! Danke, Ihr gekreuzten Möhrchen-Inhaber, das war toll!
Es wird Zeit: Lieblingssätze und Impressionen aus dem Rowohlt-Verlagsgebäude
Lernen, worauf es nicht ankommt.
Ich hasse eigentlich kranke Leute. Meist vermiesen sie einem die Stimmung. Dich mag ich, aber nur, wenn Du aufhörst, zu jammern.
Überlegen Sie gut, wem Sie die Wahrheit zumuten wollen, wer sie ertragen kann und wer nicht.
Konzentrieren Sie sich auf die Zukunft, dort wartet ein großes Glück auf Sie.
Zurückkommen ist nicht dasselbe wie bleiben.
Erlaubt Euch, offen und tolerant zu sein. Wer glaubt, zu wissen, wird niemals klüger. Wer sich an einem gemachte Erfahrungen oder Vorurteile klammert, erfährt nichts Neues.
Es wird Zeit für Dich!
Und nun, liebe Freundinnen des zu trainierenden Trizeps ;-): Es wird Zeit! Zeit, um loszulassen, Zeit, um ehrlich zu Dir selbst zu sein. Zeit, um zu genießen und Dir das zu nehmen, was Du willst. Jetzt! Zeit, um wirklich ja! zu Deinem (Ehe)Mann zu sagen und aufzuhören, an ihm herumzunörgeln. Oder Zeit, Deinen Ehemann zu verlassen. Traurig, doch aus tiefer Überzeugung, dass der richtige Weg für Dich ist.
Es wird Zeit, um zu verzeihen und Frieden zu schließen. Es ist wirklich endlich Zeit, um herauszufinden, was Du wirklich willst und das dann auch zu machen. Zeit, um neu zu beginnen. Jetzt! Und ja, manchmal ist es auch Zeit, um Abschied zu nehmen. Nicht nur von bauchfreien Tops, sondern von Menschen, die Du liebst und die Du gehen lassen musst. Manchmal nur aus Deinem Herzen, manchmal unwiderruflich von dieser Welt.
Und nu: Leseempfehlung?
Yo! “Es wird Zeit” ist gut geschrieben, witzig erzählt. Aus meiner Sicht das bisher persönlichste Buch der Autorin. Aber vielleicht bin ich als jemand, die eine BRIGITTE immer von hinten liest 😉 auch parteiisch. Jaaaa, das ist ein Insider… Wir können das ja in den Kommentaren auflösen, ne?! Also: Wer weiß warum, schreibt es mal bitte strebermäßig hier drunter.
Ihr bekommt das Buch in allen Buchhandlungen für 20 €. Die Autorin ist auf Lesereise unterwegs – die Termine findet Ihr hier. Und wer den direkten Draht zu ihr möchte, der findet ihn via Facebook.
Bin gespannt, wie Ihr das Ende findet :-)!
* Transparenzhinweis: Ich bin zu diesem Event eingeladen worden, der Rowohlt-Verlag hat die Kosten dafür getragen. Das Buch ist ein Rezensionsexemplar. Eine Verpflichtung, darüber zu schreiben, gab es nicht. Das ist meine freie Entscheidung. Ein Honorar habe ich nicht erhalten.
PS: In meinen Insta-Stories hatte ich Euch mitgenommen, wie der neue Standort des Rowohlt-Verlages aussieht und welche Schritte es braucht, bis ein Buch im Buchladen liegt. Wen das interessiert, kann in meine Highlights bei Instagram gucken.
PPS: Danke an meine Bloggerkolleginnen, es war mir eine Freude:
Katja von Literaturelle
Maike und Mareike von Nordseiten
Hanna und Ingrid von Buchsichten
Mona von Tintenhain
Tanja vom Linder-Buecherblog
Tanja von Nichtohnebuch
Sarah von Pinkfisch
Judith von Judikos Welt
Ilke von Buchgeschichten
LG Anja
Ein paar Bilder vom Verlagsgebäude packe ich Euch noch hierher:
Liebe Anja,
ein Literaturkritiker hat einmal in einer Talkshow gesagt, dass Frauen nur autobiographisch schreiben können. Er meinte es abwertend. Aber mittlerweile weiß ich, dass die besten Bücher von Menschen geschrieben werden, die ihre eigenen Erfahrungen und somit ein Stück von sich selbst in ihre Werke packen. Das mag besonders auf “Frauenentwicklungsromane” zutreffen und das ist auch gut so.
Ich lese (noch) keine Brigitte ^^ und bitte daher um Auflösung. 🙂
Liebe Grüße
Myriam
Liebe Myriam,
ich denke, jede kreative Arbeit – Bücher, bildende Kunst, darstellende Kunst, whatever – ist dann besonders gut, wenn richtig viel Leidenschaft eingeflossen ist. Wenn es der/m KünstlerIn ein echtes Anliegen war, die Geschichte unbedingt “rausmusste”. Danke für das neue Wort “Frauenentwicklungsroman”, kannte ich noch gar nich… Die Auflösung zur Brigitte: IvK schreibt da seit Jahren eine Kolumne. Immer witzig, journalistisch u lebensklug. Mag ich sehr u lese die immer als erstes, wenn ich die Zeitschrift in die Hände bekomme. LG Anja