Ne Monumenta Leipzig hätte ich dem Leipziger Norden nicht zugetraut. Eine Melange aus Streetart, Fineart, Industriecharme, Clubkultur. Großartig. Vergangenes Wochenende war ich mit meinen Kindern da. Und wir haben es geliebt! Noch bis zum 13.10.2018 erlebt Ihr in den ehemaligen Pittlerwerken in Leipzig Wahren ein Kunstfestival, das man im Leipziger Osten oder Westen vermutet. Das sind ja in Leipzig die Stadtteile, die eher für Kunst, Wagnis, Experimente, Vielfalt, Offenheit, Experiment stehen. Doch siehste, all die Vorurteile und Stereotype sind eben nur Vorurteile und Stereotype. Die Monumenta bringt ein Urban Art Festival in den Leipziger Norden, das fantastisch und absolut familientauglich ist.
Streetart-Festival in Leipzig
“The Intelligence of many” – die Intelligenz der Vielen lautet die Überschrift der Ausstellung. Wie immer bissel abgedreht, wenn es im Kunst geht, kann sich jede/r seine Interpretation aussuchen. Ich verstehe es so: All die vermeintlich starken Männer, die Volksverführer, die früher am Ruder waren oder gerade am Ruder sind, die Anbieter einfacher Lösungen, die noch niemals funktioniert haben, weil es bei komplexen Themen noch nie einfachen Lösungen gab, die haben keine Chance, wenn sich die Klugheit aller verbindet.
Ich habe die Ausstellung als eine Aufforderung verstanden, den Kopf einzuschalten, aus der Geschichte zu lernen. Und zu denken! Selbständig! Beispielsweise wie die Städte der Zukunft aussehen sollen. In der großen Halle haben sich ganz unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler mit dieser Frage beschäftigt. Dafür hat jeder Künstler einen Gasbetonblock bearbeitet und nach seinen Vorstellungen gestaltet. Der Stein ist drei Mal so wie die Backsteine, aus denen die Pittlerwerke einst gebaut wurden.
Gut fand ich, dass es neben dem ernsten Hintergrund auch darum geht, Kunst spielerisch zu erleben und den Lifestyle von Streetart erleben. Meine Kinder mochten die Basketballkörbe und haben ewig Bälle geworfen. Danach sind sie auf Skateboards, die zu Rollern umgebaut wurden, durch die Halle gedüst und hatten mega Spaß. Auf Instagram und Facebook könnt Ihr es sehen.
Monumenta in den ehemaligen Pittler-Werken
Auf 6.000 Quadratmetern stellen noch bis zum 13.10.2018 150 Künstler aus. Auch Originale des Leipziger Streitart-Künstlers SNOW sind darunter. Die Pittler-Werke, 1889 erbaut und 1997 in Konkurs gegangen, bieten ein großartiges Ambiente für die Kunstausstellung. Gegründet von Julius Wilhelm von Pittler, arbeiteten in den 1920er Jahren mehreren tausend Arbeiter in dem Unternehmen. Kann man sich heute kaum noch vorstellen. Nach dem Krieg wurde das Werk demontiert und die Besitzer enteignet. 1948 entstand aus den Überresten das „VEB Drehmaschinenwerk Leipzig“, das wieder zu einem der größten Leipziger Industrieunternehmen wuchs. Bis 1997, dann war Schluss. Seitdem verfallen viele Gebäudeteile. Leider.
Die Kuratoren der Monumenta Jan Fiedler (29) und Denis Leo Hegic (37) haben ähnliche Projekte schon in Berlin auf die Beine gestellt. Sie spielen mit Kunst, Architektur, Industriekultur, stellen Fragen und das auch mal mit nem Grinsen. Finde ich jedenfalls.
Wenn man durch die Ausstellung durch ist, kann man davor auf Sperrholz-Lounge-Möbeln noch abhängen und einen Kaffee trinken oder ein Eis essen. Immer samstags legt ein DJ auf und es gibt einen Art-Club. Alle Veranstaltungen findet Ihr hier.
So ne Clubgeschichte auszuprobieren, steht auf jeden Fall noch auf meiner Wunschliste!
Also: Tipp fürs Wochenende. Lohnt sich.
LG Anja
Monumenta Leipzig auf einen Blick
- Monumenta, 1.9.-13.10.2018
- geöffnet Do & So 12-20 Uhr, Fr & Sa 12-22 Uhr
- Club immer samstags ab 22 Uhr
Transparenzhinweis: Das ist ein redaktioneller Beitrag, ich unsere Eintrittskarten selbst bezahlt.